Als Mitglied in der „Kreativen Schreibwerkstatt Bonn“ unter der Leitung von Monika J. Mannel beteilige ich mich an Lesungen und Publikationen, in denen wir unsere Texte vorstellen. Diese Schreibgruppe besteht schon seit 1997. Etwa 10 Mitglieder treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Schreiben in Bad Godesberg in der „Offenen Tür Dürenstrasse“. Es gibt eine Warteliste, denn das Interesse am kreativen Schreiben ist groß. Wir befassen uns mit Lyrik und Prosa. Manchmal werden Stichworte vorgegeben, manchmal suchen wir unsere Themen selbst aus. An „Akrostichons“, „Elfchen“ oder „Tankas“ habe ich nicht so viel Freude. Ich mache gerne Prosa-Texte.
Textbeispiel
Schreiben in der Werkstatt
Eine Schreinerei kenne ich, eine Autowerkstatt auch. Aber was soll ich denn in einer Schreibwerkstatt machen? “Geh da hin,” hatte meine Schwester mir gesagt,
“probiere es aus. Ich denke, das passt zu dir.” Ob ich da Werbetexte erfinden soll? Oder lange Balladen in Reime fassen muss? Das ist doch nichts für mich. Das kann
ich bestimmt nicht. “Nein,” sagte meine Schwester, “die schreiben da ganz kreative Sachen. Ich kenne das schon länger. Es wird dir viel Freude machen.” Einige Monate später gehe ich abends spontan einfach mal dorthin. Der Termin hatte in der Zeitung gestanden. Vorne im Haus übt gerade ein Chor. Zuerst denke ich, dass ich mich wohl geirrt habe. Denn singen kann ich nun gar nicht. Dann sehe ich weiter hinten noch eine offene Tür. Sieben Leute sitzen gemütlich um einen langen, hübsch dekorierten Tisch herum. Und einer sagt: “Na, kommen sie doch herein zu uns.” Also setze ich mich mit an diesen Tisch.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gibt es die erste Schreib-Aufgabe. In einem knapp bemessenen Zeitrahmen soll ich einen eigenen Text verfassen. Dabei sind auch noch Vorgaben zu beachten. Zum Beispiel muss ich einzelne Worte in meine Geschichte einbauen und mit einem bestimmten Satzanfang beginnen. Dieser Anfang bereitet mir sofort Probleme. Er lautet “Der beste Beweis der Liebe ist”. Dazu, wie man einander Liebe zeigen kann, fällt mir schon so einiges ein. Aber aufschreiben werde ich das jetzt besser nicht. Und in diesem Kreis hier vorlesen möchte ich es auf keinen Fall. Was mache ich bloß?
Erst kurz vor dem Ende der vorgegebenen Zeit kommt mir eine Idee, wie ich das scheinbar heikle Thema ein bisschen umgehen kann. Ich schreibe über unseren großen schwarzen Hund “Dago“. Der hat auch so eine besondere Art, uns seine Liebe zu zeigen. Wann immer er jemanden aus der Familie trifft, nimmt er seine dicke rote Zunge und versucht, ihm damit übers ganze Gesicht zu schlecken. Und das, sooft es nur geht.
Mit dieser Geschichte habe ich dann zumindest große Heiterkeit bei meinen Zuhörern ausgelöst. So sind mir meine Mitschreibschwestern und -brüder sogleich sympathisch geworden. Und meine Scheu vor der neuen Aufgabe ging bald verloren. Jetzt weiß ich etwas besser, was kreatives Schreiben bedeuten kann: Nicht alles so verbissen sehen, locker mit dem Thema umgehen, neue Wege denken. Es macht mir großen Spaß.