Kürzlich habe ich zum ersten Mal an einem Schreibtreff im Internet teilgenommen. Organisiert und betreut wurde das Zoom-Meeting von Meike Blatzheim, die sich Textgefährtin nennt. Ich kenne sie schon länger, denn von ihr habe ich in einem Kurs der VHS Bonn die Grundkenntnisse über die Erstellung und Gestaltung einer Website erworben. Meike kann durch ihre Erfahrungen mit Lektorat und Schreibcoaching sehr gut erklären und für ein Thema begeistern. Ihren aktuellen, kostenlosen Schreibtreff hat Meike „Betreutes Schreiben“ genannt, was ich- als Seniorin, die sich gelegentlich mit dem Betreuten Wohnen befassen muss – recht witzig finde.
Wenn ihr mehr über Meike Blatzheim erfahren wollt, schaut nach unter www.textgefaehrtin.de
Bei dem Schreibtreff wurde mir die Aufgabe gestellt zu erklären, wieso ich eigentlich schreibe. Wow, das klang zuerst ganz einfach, aber so leicht ist die Antwort gar nicht.
Hier könnt ihr nachlesen, was mir dazu eingefallen ist:
Wieso schreibe ich eigentlich?
Schon früh in meinem Leben habe ich die Welt des Lesens und Schreibens für mich entdeckt. Mein Elternhaus war immer gut gefüllt mit Lektüre aller Art. Ich habe querbeet an Büchern und Zeitschriften alles gelesen, was ich in die Hand bekommen konnte. Meine Mutter las gerne Romane, mein Vater Krimis. Aber es gab bei uns auch viele Werke der klassischen Literatur oder Reiseberichte und Fachzeitungen. Wahrscheinlich hing alles damit zusammen, dass an dem etwas abgelegenen, kleinen Ort, in dem wir in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gelebt haben, andere intellektuelle Angebote nur schwer erreichbar waren. Fernsehen gab es anfangs noch nicht, und das Rundfunkprogramm war dürftig. Brieffreundschaften mit Mädchen und Jungen aus fernen Ländern waren für mich das Tor zur Welt.
Schreiben macht Spaß, finde ich. Hinzu kommt, dass man fürs Schreiben keine besondere Ausbildung und keine teuren Instrumente oder Ausstattungen braucht. Ein Blatt Papier und ein Stift sind überall zu bekommen, und das reicht schon aus, um gleich mit der Arbeit anzufangen.
Später, als ich schon im Berufsleben war, habe ich erlebt, wie stark und mächtig die Bedeutung der Schrift, von Texten, von besonderen Formulierungen sein kann. Ein treffendes Wort kann Menschen glücklich machen, kann Situationen klären oder verschönern, kann neue Türen öffnen. Ein böses Wort zur falschen Zeit kann sehr viel Unglück bringen.
Heute begeistert mich das kreative Schreiben. Da kann ich nach Lust und Laune genau das ausdrücken und niederschreiben, was mich gerade bewegt. Es ist ein Stück Selbstverwirklichung. Und Aufschreiben hilft mir auch, meine Gedanken zu ordnen oder mich von traurigen Erlebnissen abzulenken.
Oft ist es so, dass ich die Auswahl der Worte und der genau richtigen Stellung im Satz noch verändere und mir den Text dann selbst laut vorlese, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Wenn alles gut läuft, kann ich mich über meine eigenen „Werke“ richtig freuen.
Aber Worte und Texte können ihre Wirkungsmacht erst dann richtig entfalten, wenn sie von anderen Menschen gehört, gelesen und verstanden werden. Deshalb schreibe ich auch deswegen, weil ich damit Freude bereiten, Menschen zum Lachen oder Nachdenken bringen möchte.
Andererseits kann ein gut durchdachter Text auch wie ein geschliffenes Schwert sein. Vielleicht möchte ich jemanden ärgern? Oder eine säumige Behörde endlich auf Trab bringen?
Von mir gibt es nur Veröffentlichungen mit kurzen Texten. Ein ganzes Sachbuch, einen Roman oder eine Novelle zu schreiben, habe ich mir bisher nicht zugetraut. Ich habe Angst davor, dass hierdurch meine Zeit zu sehr gebunden wird. Wenn ich an einer Sache richtig dran bin, würde ich wohl Tag und Nacht nicht aufhören mit dem Schreiben. Na-ja, vielleicht mache ich es später noch?